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Versammlung? Gottesdienst?

An was denkst Du, wenn von Gottesdienst die Rede ist?

von Sonja B. Neidhardt

erstellt am: Sa.4.4.2020 / aktualisiert am: Sa.4.7.2020

Lesezeit ca. 5 Minuten

 

Die meisten Menschen, die ich heute fragen würde, „Was ist denn ein Gottesdienst?“, würden wohl so ähnlich antworten:

„Na das ist, wenn wir am Sonntag die Glocken läuten und wir in die Kirche gehen … meistens sind wir dort auch ordentlich angezogen … dort singen wir dann Kirchenlieder … der Chor legt sich ins Zeug ... verfolgen eine Liturgie, beten gemeinsam das Vater unser … und hören uns eine spannende Predigt an … dann gehen wir wieder heim und freuen uns über den restlichen freien Tag … vielleicht kümmere ich mich dann gegen Spätnachmittag noch ein wenig um meine Arbeit …“

 

Andere, die das vierte Gebot beachten, würden sagen:

„Na das ist, wenn wir am Sabbat Morgen gut angezogen in die Sabbatschule gehen um dort eine Wochenlektion durchzudiskutieren … singen ein paar schöne Lobpreislieder zu welchen der Organist kunstvoll spielt… anschließend eine lange Predigt … dann vielleicht noch leckeres Potluck schnappulieren … und dann endlich heimgehen, was gemütliches anziehen und einen schönen Nachmittag haben. Auf keinen Fall was arbeiten.“

 

In Zeiten der Drangsal

Aktuell, im Jahr 2020 befinden wir uns bezüglich unserer Gemeinschaften durch die Corona-Krise in Zeiten der Drangsal. Durch die Corona-Krise möchte Gott offensichtlich bewirken, dass wir auch über unsere Gottesdienste nachdenken, denn wenn so ein Segen in unseren Gottesdiensten wäre, würde Gott die Versammlungen weiterhin zulassen. Das ist meine Wahrnehmung. Wir sollen umkehren von Hass, Greuel und Lästerung, von mangelnder Nächstenliebe. Wir sollen umkehren zu Lauterkeit, das ist es was Gott jetzt von uns erwartet.

Was sagt uns die Bibel?

Lev.23:3
Sechs Tage lang soll man arbeiten, aber am siebenten Tag ist die Sabbatfeier, eine heilige Versammlung; da sollt ihr kein Werk tun; denn es ist der Sabbat des HERRN, in allen euren Wohnorten.

Hier werden wir aufgerufen, in die Versammlung zu gehen.

Wann?
Am Sabbat. Nicht am Sonntag.

Aber was ist eigentlich eine Versammlung?

Mar.1:21
Und sie begaben sich nach Kapernaum; und er (Jesus) trat alsbald am Sabbat in die Synagoge und lehrte.

Mar.2:2
versammelten sich alsbald viele, so dass kein Raum mehr war, auch nicht draußen bei der Tür; und er (Jesus) predigte ihnen das Wort.

Mar.6:2
Und als der Sabbat kam, fing er (Jesus) an in der Synagoge zu lehren; und die vielen, die zuhörten, erstaunten und sprachen: Woher kommt diesem solches? Und was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist, und geschehen solche Taten durch seine Hände?

Luk.6:6
Es begab sich aber an einem andern Sabbat, dass er (Jesus) in eine Synagoge ging und lehrte; und daselbst war ein Mensch, dessen rechte Hand verdorrt war.

Apg.18:4
Er (Paulus, ca. 90 n.Chr.) hatte aber in der Synagoge jeden Sabbat Unterredungen und überzeugte Juden und Griechen.

 

Aus dem Hebräischen wissen wir, dass das Wort Synagoge soviel heißt wie Versammlung. Also haben wir gemäß Lev.23:3 die Aufforderung von Gott, am Sabbat eine Versammlung einzuberufen.

Bei einer Versammlung kommen Gläubige Menschen an einem Ort zusammen. Das muss nicht zwingend ein öffentliches Haus sein, wie wir im neuen Testament erfahren, wo sich die frühen Christen in ihren Wohnungen versammelten. In so einer Versammlung gibt es verschiedene mögliche Elemente:

1.        Lesung aus der Schrift

2.        Erläuterung / Predigt des gelesenen (Mar.1:21; Mar.2:2; Mar.6:2; Luk.6:6; Apg.18:4)

3.        Besprechung von Problemen, die es in der Gemeinde gibt … darunter ist nicht das Verwalten der Gemeinde zu verstehen, sondern vielmehr die Probleme, die einzelne Mitglieder in der Gemeinde haben, wobei ihnen durch die Brüder und Schwestern geholfen werden kann bzw. gemeinsam aufgrund der Verlautbarung der Probleme Hilfe organisiert wird.

4.        Zuerst Persönliches, nicht öffentliches Ansprechen von Verfehlungen von Gemeindegliedern bis hin zu Straftaten … und ggfs. späteres Vorbringen in der öffentlichen Gemeinde, falls das persönliche Gespräch nicht fruchtet. Nach Möglichkeit Regulierung von Streitigkeiten innerhalb der Gemeinde, bevor weltliche Gerichte eingeschaltet werden müssen (Luk.17:3; 5. Mose 21,18 ff.)

Somit sehen wir, dass dies wie eine Versammlung anmutet, wie wir sie aus unseren Vereinen kennen. Wichtige Dinge werden vorgelesen und erläutert. Probleme werden gemeinsam behandelt.

Doch wo ist hier der Gesang, der Lobpreis?

Der ist hier nicht explizit genannt, doch sehen wir in der Bibel an etlichen Stellen, dass der Lobgesang und das Musizieren zur Ehre Gottes ein probates Element für die Anbetung ist. Es wird davon berichtet, dass Gruppen von Gläubigen dem Herrn Lobsangen (2.Mo.15:1, 2.Chr.20:22, 2.Chr.29:30, Psa.66:4, Psa.138:5, Sac.2:10, Jes.24:14, Jes.38:20, Jes.52:8, Jer.31:12, Mat.26:30, Mar.14:26, Off.5:9, Off.15:3) und dass auch Einzelne den Herrn im Gesang lobten (Ri.5:3, 2.Sa.22:50, Psa.7:17, ... , Röm.15:9, 1.Kor.14:15, Heb.2:12 ).

Deshalb lieben wir es auch bei allen Versammlungen, gemeinsam dem Herrn zu lobsingen. Doch Lobpreis für den Herrn ist etwas, das Du insbesondere auch aus der aktuellen Freude über den Herrn den Tag über spontan tun solltest, alleine oder gemeinsam mit jemand, der auch den Herrn liebt ... heute ist das ja sehr einfach ... lege Dir eine Lobpreis-Playlist in YouTube an und rufe sie auf um mitzusingen. Hier findest Du z.B. meine YouTube Lobpreis-Playlist.

Lobpreis und solche Freude ist nicht etwas, das man nur planmäßig, z.B. in der Sabbatversammlung machen kann. Da wird es bei einigen Sängern oft halbherzig sein, weil der Gesang geplant stattfindet, ohne direkten Anlass der Freude oder weil das Lied einigen nicht gefällt oder die Melodie oder der Rhythmus jemandem nicht liegt. In der Gemeinde singen halt alle mit. Ist ja Programm. Aber nicht alle mit wirklich großer Freude. Aber auf die Freude kommt es an, auf das Herz! Deshalb ist es so wichtig, dass bei der Liedauswahl darauf geachtet wird, dass der Lobgesang fröhlich, nicht gedrückt ausfällt und dass die Lieder einerseits einfach genug für alle, aber andererseits nicht kindlich langweilig, sondern erbauend und möglichst auch beschwingend ausfallen. Das ist eine wichtige Aufgabe für die musikalische Leitung in der Gemeinde. Lieber prozentual weniger Lieder aus dem großen Liederbuch singen und dafür öfters die richtig beliebten und fröhlichen Lieder (Evangelium = Frohe Botschaft!) ins Programm aufnehmen!

Und noch etwas: Wenn du jemanden lobst, dann gehst Du sicherlich nicht hin zu ihm und sagst lapidar: „Lob und Preis sei Dir!“, so wie viele den Herrn mit ihren Lippen loben. Aber du wirst hingehen und sagen, was er konkret Gutes getan hat und damit Deine Freude über seine Taten zum Ausdruck bringen. Das ist Lobpreis. Also ist Lobpreis nicht zwingend Musik oder Gesang, sondern ein konkretes Lob, das Du dem Herrn aussprichst.

Ja, es gibt viele Lieder, die enthalten solchen konkreten Dank und Freude über Jesus Christus und den Vater im Himmel. Und du kannst sie nutzen, um ihn damit zu loben und zu preisen. Wenn es Dir aber nicht liegt, zu singen, dann tu es einfach anders. Nirgends steht geschrieben, dass man singen muss, um den Herrn zu loben und zu preisen.

So. Jetzt wissen wir, dass eine Versammlung eine Versammlung ist ...

Aber was ist denn nun ein Gottesdienst?

Ein Gottesdienst kann und sollte die Folge einer Versammlung sein. Das was wir heute als Gottesdienst bezeichnen ist ja eigentlich erstmal nur eine Versammlung ... der Dienst folgt auf diese gemeinsame Ausrichtung. Nämlich aus Punktaufzählung Nummer 3 können und sollen Handlungen resultieren, die den wahren Gottesdienst darstellen:

Der Römerbrief, das gesamte Kapitel 12 lehrt uns exakt, was ein wahrer Gottesdienst ist:

Röm.12:1
Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, kraft der Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber darbringet als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: das sei euer vernünftiger Gottesdienst!

 

Um einige aufzuzählen, sind das folgende Tätigkeiten und Verhaltensweisen:

·   ungeheuchelte Liebe

·   herzliche Bruderliebe

·   beharrlich im Gebet

·   Anteilnahme an Nöten der Brüder und Schwestern

·   Gastfreundschaft

·   segnet, die Euch verfolgen

·   segnet, aber fluchet nicht

·   wir sollen uns gemeinsam freuen

·   wir sollen gemeinsam trauern

·   wir sollen einander untertänig dienen (nicht nur in der Gemeinde, sondern allen Menschen!)

·   wir sollen nichts Böses mit Bösem vergelten

·   wir sollen uns befleißigen, was in aller Menschen Augen edel ist

·   wir sollen mit allen Menschen Frieden anstreben

·   wir sollen uns nicht rächen, denn die Rache ist Gottes, spricht der Herr

·   wir sollen sogar unseren Feind speisen, wenn es ihn hungert

·   wir sollen das Böse mit dem Guten überwinden

Was hat das nun mit den ersten beiden Antworten oben auf die Frage „Was ist ein Gottesdienst?“, zu tun?

Wenig.

Wie mag der Herr heute über die sogenannten Gottesdienste, die keine wahren Gottesdienste sind, denken?

Amo.5:23
Tut weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören!

 

Im alten Heiligtum dienten die Priester Gott als Mittler zwischen IHM und den Menschen. Aber heute?

Der Gottesdienst, den die heutigen Kirchen feiern ist ein Relikt der Kirche Babylons. Da dient auch heute noch der Priester als Mittler in der Messe. Nicht nur in der katholischen Kirche. Praktisch in fast allen Gemeinden und Denominationen.

Leider dienen viele Pastoren heute in fast sämtlichen Gemeinden im sogenannten „Gottesdienst“ der Unterhaltung oder zur Indoktrinierung nach der Lehre ihrer jeweiligen Kirchenleitung, aber sie dienen Gott damit höchstens marginal. Das trifft übrigens auch auf den Großteil der Gemeinden zu!

Was resultiert also daraus für den wahren Gottesdienst?

Röm.12:1
Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist.

 

Hier geht es um vollkommene Hingabe zum Dienst für Gott und sein Werk und für seinen Nächsten.

Luk.10:27
Er antwortete und sprach: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Vermögen und mit deinem ganzen Gemüte, und deinen Nächsten wie dich selbst!»

Jak.1:26-27
Wenn jemand meint, er diene Gott, und zügelt nicht seine Zunge, sondern betrügt sein Herz, dessen Gottesdienst ist vergeblich. Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis zu besuchen, sich selbst von der Welt unbefleckt zu erhalten.

 

Was nun?

Die Bibel fordert heilige Versammlungen von Gläubigen. Am Sabbat, das ist der siebte Tag der Woche. Der Samstag. Dies ist gut und sollte man tun, dabei aber den wahren Sinn der Gemeinde nicht vergessen: Die Verkündigung des wahren Evangeliums (= Frohe Botschaft!) unter den Menschen. Unter den Menschen, die es noch nicht gehört haben, nicht nur in unserem „eigenen Saft“ in unseren eigenen vier Wänden in der Ortsgemeinde. Jüngerschaft, die „Jünger schafft“! Jünger sind Menschen, die zu Gläubigen heranwachsen und die man in ihrem Wachstum unterstützt. Dazu ist auch die Versammlung so wichtig.

Wenn die Zeit, die ja Gottes Zeit am Sabbat ist, nach der Versammlung dazu benutzt würde, gemeinsam auszuschwärmen und Menschen zu besuchen, die akut Hilfe und persönlichen Zuspruch brauchen und Menschen zu suchen, die Gott suchen, z.B. mit kurzen Gesprächen und kurzen Texten, die man überreicht (nicht ellenlange Traktate), dann wäre das, als Folge der Versammlung, ein wahrer Gottesdienst. Bei diesem wahren Gottesdienst, der von Freude beim Helfen erfüllt ist, sollten wir gemeinsam mit jenen, welchen wir helfen oder mit welchen wir zusammen sind singen und damit den Herrn loben!

Das würde Gott segnen und Gottes Werk könnte dann bald zum Abschluss gebracht werden.

Wann wirst du dich zum wahren Gottesdienst hinwenden?

 

Gelobt sei JeHoWáH, der Vater und der Sohn!

In Ewigkeit.

Amen!

 

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